Anfang dieses Jahres hatte ich mal kurz darüber nachgedacht, meinen Smart gegen ein anderes Auto zu tauschen. In dem Zug habe ich auch verschiedene Autohäuser aufgesucht, um mal einen MINI oder einen A1 Probe fahren zu können. Gut neun Monate später stand am gestern morgen plötzlich der Verkäufer des örtlichen BMW-/Mini-Händlers bei mir im Büro und bot mir einen MINI Cooper S Cabrio (mein Wunschmodell) zur Probefahrt an.
Da ich gestern Nachmittag noch zwei Termine in zwei Heilbronner Ortsteilen hatte, kam mir das Ganze sehr gelegen. Also nichts wie zum Autohaus und das Auto abholen. Nach der gelungenen Bluetooth-Koppelung mit dem iPhone 5 und einer kurzen Einführung in die Bedienung des elektrischen Daches, konnte es bei schönstem Wetter los gehen.
Das Positive vorne weg: der MINI mit den 174 PS geht ab wie Schmidts Katze, am Ortsschild Heidersbach mal kurz auf’s Gas getippt, legt der Mini los und ist nach kürzester Zeit weit über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Allerdings sollte man beim Beschleunigen das Lenkrad gut festhalten und keine unvorsichtigen Lenkbewegungen machen.
Mit dem voll-elektrischen Dach hat man keine Arbeit. Man muss einfach nur den Knopf an der Querverbindung der beiden A-Säulen betätigen und der MINI macht den Rest, fährt die Fenster im richtigen Moment runter, zieht das Dach nach hinten, nimmt die Führungsschienen weg und fixiert das Dach hinten. Fahren ohne bzw. mit herunter geklapptem Windschott macht ab 120 km/h keinen Spaß mehr…
Im direkten Vergleich muss ich sagen, dass der Smart dem Go-Kart-Fahren wesentlich näher ist als der MINI, auch wenn BMW den MINI gerne in dieser Nische platzieren möchte.
Leider hat bei dieser Probefahrt das Negative überwogen: der Radioempfang im Mini war grauenerregend. Normalerweise hat man zwischen Buchen und Heilbronn nur wenig Probleme mit dem Radioempfang. Im getesteten MINI gab es allerdings nur sehr wenige Phasen mit klarem Empfang ohne Rauschen und Kratzen.
Cockpit: Das Cockpit ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Während in der Mitte der Instrumententafel der – dank Automatik unnötige – Drehzahlmesser platziert ist, sitzt der Tacho auf einem riesigen runden Element in der Fahrzeugmitte. Bei jedem Blick auf den Tacho muss man die Augen von der Straße nehmen und riskieren, dass man einen Blitzer übersieht. Der “Always Open Timer” (Anzeige der Zeit, wie lange man schon mit offenem Verdekc unterwegs ist) ist eigentlich auch eine völlig überflüssige Spielerei und sitzt dort, wo der Drehzahlmesser gut aufgehoben wäre. Die Verarbeitung ist erwartungsgemäß gut, aber die silbrig glänzenden Instrumenten-Umrandungen und Bedienelemente wollen nicht so richtig zum Rest des Cockpits passen.
Bordelektronik: Eigentlich halte ich mich für relativ erfahren im Umgang mit technischen Gerätschaften. Die Bordelektronik im MINI ist allerdings wesentlich weniger intuitiv als erwartet. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um der Susi im Navi beizubringen, dass sie bitte mit mir sprechen soll, weil der Blick auf das in der Mitte des Cockpits angebrachte Display – wie der Tacho auch – stark vom Straßenverkehr ablenkt. Ich habe es aber nicht geschafft, der Susi das Flüstern abzugewöhnen und in einer angemessenen Lautstärke mit mir zu sprechen…
Platzverhältnisse: Grundsätzlich habe ich einen relativ langen Oberkörper und kurze Beine, weswegen ich in den meisten Autos den Sitz relativ weit nach vorne machen kann. Obwohl der Mini angeblich ein Viersitzer ist, kann ich mich bei meiner normalen Sitzposition die Beine nicht mehr hinter den Fahrersitz setzen. Außerdem konnte ich den Fahrersitz nicht weit genug nach unten verstellen, so dass ich den Drehzahlmesser ganz hätte sehen können.
Motor und Spritverbrauch: Der MINI ist in der D-Stellung der Automatik in der Stadt sehr laut, weil er sehr untertourig fährt und dabei sehr laut brummt. In der Sport-Stellung der Automatik ist das besser, aber dafür genehmigt er sich mehr Sprit – die Fahrt nach Talheim über Untereisesheim und zurück hat mich gestern über 40,- € Sprit gekostet. Ich will aber gar nicht leugnen, dass diese Investition auch ein wenig Spaß gemacht hat.
Mit dem “S”-Motor und seinen 174 (184 beim aktuellen Modell) PS erlaubt der MINI eine sehr sportliche Fahrweise und ermöglicht es auch, den einen oder anderen vermeintlich schnelleren PKW an der Ampel stehen zu lassen. Die Endgeschwindigkeit ist für das Autochen mit 220 km/h beeindruckend – mit offenem Dach allerdings auch auf einer leeren A81 nicht zu erreichen, da ist bei 190 Schluss.
Mein Fazit: der MINI ist sicher das komfortablere Auto im Vergleich zum Smart, ein Viersitzer ist er allerdings keinesfalls – selbst Kinder dürften hinten Probleme haben. Dafür bügelt das Fahrwerk alle Unebenheiten und Schlaglöcher weg, aber eigentlich macht gerade das das Go-Kart-Feeling aus.
Der (Neu-)Preis für meine Wunschausstattung ist mit über 40.000 € auch nicht akzeptabel – der gefahrene, gebrauchte MINI mit über 22.000 km soll auch noch 23.000 € kosten. Allerdings kommt ein dunkelgrüner MINI mit bordeaux-farbenem Verdeck und braunen Ledersitzen nicht in Frage.
Somit muss sich mein Smart keine Sorgen machen. Gegen einen MINI werde ich ihn wohl kaum tauschen – höchstens gegen einen Smart mit größerem Motor…