Gelesen: Wer hier stirbt, ist wirklich tot

Wer hier stirbt ist wirklich tot

Von Maximo Duncker

Nachdem sein Büro in einer Berliner Zeitungsredaktion in die Luft gejagt wurde, wird Journalist Kai van Harm von seinem Arbeitgeber entlassen. Er sitzt zu Hause und versinkt langsam aber sicher in Selbstmitleid, schottet sich von Frau und Kindern immer mehr ab. Bis er einen Entschluss fasst, eine kleine Wohnung in Neukölln mietet und auszieht. Seine neue Nachbarin bringt ihn auf die Idee, einige Zeit in seinem Ferienhaus im Oderbruch zu verbringen und dort ein Buch zu schreiben.

Das klingt auf den ersten Blick auch alles recht gut: Ein arbeitsloser Einwohner, der später so etwas wie ein Freund wird, biedert sich bei ihm als Helfer an. Als seine Frau dann beschließt in Urlaub zu fahren und ihm die pubertierenden Kinder auf’s Auge zu drücken, fängt der ganze Schlamassel an: in den benachbaren Ortschaften gehen zwei Kirchen in Rauch auf, eine Antifa-Demonstration steht der Oderbruch-Idylle bevor und schließlich brennt auch noch der mit EU-Geldern geförderte Schweinemastbetrieb.

Fazit: Der Provinzkrimi (laut Buchtitel) bzw. der Roman von Maximo Duncker muss mit zweierlei Maß gemessen werden: 1. als Krimi oder 2. als Roman.
1. Als Krimi versagt das Buch komplett und bekäme max. einen Stern, da das Cover wesentlich mehr verspricht als das Buch halten kann. Dem “Provinzkrimi” fehlen alle Elemente, die ein Krimi braucht: ein spannender Fall, Verdächtige und einen oder mehrere Ermittler. Ein Kriminalfall, der keiner ist, macht den Auftakt als van Harms Büro in die Luft fliegt, dann folgt fast 100 Seiten lang nichts, bevor sich endlich wieder was tut und die Kirchen und der Schweinestall in Rauch aufgehen.
2. Als Roman macht er eigentlich eine gute Figur. Hier könnte man ohne Problem drei oder vier Sterne vergeben. Duncker beschreibt das Leben nach dem beruflichen Abstieg des Protagonisten sehr anschaulich und interessant. Er skizziert die Bevölkerung des Oderbruchs vermutlich sehr treffend und stellt die Verwicklungen in einer kleinen Gemeinde gut dar. Die Beschreibung des Umgangs mit seinen pubertierenden Jugendlichen nimmt recht viel Raum im Roman ein.
Alles in allem nett zu lesen, aber eben kein Provinzkrimi.

Bewertung: ⊕ ⊕ 1/2 (von 5 möglichen)

Verlag: Blanvalet

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Vielen Dank an BloggdeinBuch.de für die Vermittlung des Rezensions-Exemplars

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